Heute muss ich hier wieder eine Todesnachricht verkünden: Unser langjähriger stellvertretender Vereinsvorsitzender und Wettschreibleiter Stenografie weilt nicht mehr unter uns.
Helmut Gehmert (14.07.1938 - 05.07.2025)
Die Stenografie faszinierte ihn von frühester Jugend an. Mit zwölf Jahren wurde ihm die Teilnahme am Volkshochschulkurs noch verwehrt, weil er zu jung sei. Aber zwei Jahre später begann wieder ein Lehrgang. Nun konnte er Talent und Willenskraft beweisen. Seine Wettschreibleistungen wuchsen kontinuierlich. Bereits sechs Jahre nach der ersten Unterrichtsstunde konnte er eine Urkunde über 380 Silben/Minute in den Händen halten.
Damit begann eine lange und überaus erfolgreiche Wettschreiblaufbahn. Dem ersten DDR-Meistertitel 1963 mit 400 Silben gleichbleibend folgten viele weitere. So war er bei dem legendären Diktat der Beste, bei dem anlässlich des DDR-Stenografentages 1975 in Karl-Marx-Stadt drei Stenografen fünf Minuten 520 Silben pro Minute schrieben und gültig übertrugen. Auch bei INTERSTENO-Kongressen belegte er vordere Plätze. Den Abschluss bildete hier der dritte Platz beim 38. INTERSTENO-Kongress in seiner Heimatstadt Dresden, mit dem er seine Wettschreiblaufbahn beendete.
Auch beruflich stellte er viele Jahre sein hohes Können in der stenografischen Praxis unter Beweis. So war er nach seinem Studium der Bautechnologie an der TU Dresden von 1963 bis 1966 als Verhandlungsstenograf im Stenografischen Amt der Volkskammer eingesetzt, arbeitete dann aber erst einmal wieder viele Jahre in seinem Ausbildungsberuf.
Nach der politischen Wende 1989 und der Neugründung des Sächsischen Landtages gehörte er zu denen, die die politisch Verantwortlichen von der Notwendigkeit eines Stenografischen Dienstes überzeugten, dem er von Beginn angehörte und den er von 1992 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben geleitet hat. Aber auch als Rentner war er, solange es seine schlechter werdende Gesundheit noch zuließ, regelmäßig bei den Plenarsitzungen im Einsatz.
Bei uns im Verein war er seit unserer Neugründung verantwortlich für die stenografischen Wettschreiben, hat aber auch Stenotraining durchgeführt. An der Stenografiegeschichte war er ebenfalls sehr interessiert und hat mir erst vor kurzem, als seine Kräfte immer mehr schwanden, seine diesbezüglichen Aufzeichnungen zur Aufbereitung für die Stenografische Sammlung übergeben.
Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freunden. Er bleibt uns unvergessen.