175 Jahre Stenovereinsleben in Dresden

Vor reichlich einem Jahr erinnerte ich an die Gründung des ersten Stenografenvereins in Sachsen, die in Leipzig erfolgte. Nun ist es an der Zeit, auch den ersten Verein in Dresden zu würdigen.

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Hier ist allerdings die Quellenlage ziemlich dürftig. Wir verdanken es vor allem der Recherche von Rosemarie Hänsel, die viele Jahre die Leiterin der Stenografischen Sammlung war, dass ich heute überhaupt etwas Licht ins Dunkel der Geschichte bringen kann.

Die “Entwicklungsgeschichte der Schule Gabelsberger’s” von Eduard Krumbein von 1901 gibt den ausführlichsten Hinweis, da dort auf Seite 17 geschrieben steht: “Auch in Dresden wurde am 10. November 1847 von Wigard und dessen Schülern ein ‘Verein zur Ausbreitung und Förderung der Stenographie als wissenschaftliche Kunst’ ins Leben gerufen …” Also können wir in diesem Monat auf 175 Jahre Stenografenvereinsleben in unserer Stadt zurückblicken. Allerdings war dieser Gründung wohl kein langes Leben beschieden, denn im gleichen Text heißt es dann: “…, der jedoch … sehr bald in den Wogen jener stürmischen Zeit unterging.”

Auch im 1900 herausgegebenen “Der letzte Stenograph der Nationalversammlung zu Frankfurt” von Julius Zeibig, wird auf S.109 ff, die das Jahr 1860 zum Inhalt haben, nur angemerkt: “Der Stenographenverein in Dresden vom Jahre 1847, an welchem als Schriftführer Heinrich Rätzsch thätig war, war nicht mehr.”

Ein Grund für diesen wenig erfolgreichen Vereinsstart war sicher, dass in Dresden bereits am 11. Februar 1835 durch Wigard eine stenographische Lehranstalt gegründet worden war, die am 3. Oktober 1839 als Königliches Stenographisches Institut zur Staatsanstalt mit Wigard als Vorstand erhoben wurde. Somit gab es schon einen zentralen Anlaufpunkt für die stenografisch Interessierten. Im Jahr 1860 wurde eine Vereinigung mit dem Namen “Erweiterte Sitzungen des Königlichen Stenographischen Instituts” ins Leben gerufen, “um den in Dresden lebenden Stenographen und Freunden der Gabelsbergerschen Stenographie Gelegenheit zu gegenseiteiger Annäherung und zu weiterer Ausbildung in dieser Kunst zu geben …” In “Franz Xaver Gabelsberger - ein Gedenkbuch” aus dem Heckners Verlag von 1948 werden als Ursachen für den Misserfolg auch die “scharfen Bestimmungen des sächs. Vereingesetzes” und die Tatsache, dass Wigard dem Verein “auch infolge seiner anderweitigen Beanspruchung seine Kraft nicht widmen” konnte, genannt. Genauere Daten dazu, wann sich der Verein wieder aufgelöst hat, waren nicht zu finden.

Später war der Siegeszug der Stenografie im Land und besonders auch in Dresden nicht aufzuhalten. 1925 werden allein für Dresden 33 Stenografenvereine verzeichnet. Der 1901 gegründete Stenographenverein Dresden-Süd war 1931 der größte in Deutschland und zählte - aus heutiger Sicht beeindruckende - 2716 Mitglieder.

Diese in Bezug auf die Verbreitung der Stenografie goldenen Zeiten werden wohl nicht wiederkommen. Aber das Jubiläum ist sicher ein Grund, der Männer zu gedenken, die vor 175 Jahren den Grundstein für das stenografische Vereinsleben in unserer Stadt gelegt haben.

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